Das Race Around Austria bildet aufgrund des Status als Qualifikationsevent für das Race Across America einen der Höhepunkte der europäischen Ultracycling-Saison und war von jeher einer der Fixpunkte in der Saison von Sebastian. Im Uhrzeigersinn immer um die Außengrenzen der Republik Österreich führend, summieren sich auf der anspruchsvollen Strecke 2.200 km und circa 30.000 hm. Start und Ziel befindet sich in St. Georgen im Attergau in der Nähe des Attersees. Das „Zeifahr-Mekka“ für alle Amateurradsportler, welche hier jährlich beim King of the Lake antreten. Den Cima Coppi erreichen die Fahrer auf der über die Grenzen Österreichs bekannten Hochalpenstraße über den Großglockner. Es war also angerichtet für ein spannendes Rennen.

Die Vorbereitung für Sebastian lief aufgrund eines Trainingssturzes nicht optimal, trotzdem konnte er als einer der Favoriten einen Tag vor Start des Rennens die Reise in die Alpenrepublik antreten. Mit im Gepäck das übliche Material – ein Zeitfahrrad, ein extra leichtes Bergrad, ein Allrounder – sowie eine schlagkräftige Crew samt zwei Fahrzeugen für die aufwändige Logistik rund um das Rennen. Nach dem abendlichen Start am 13. August um exakt 20.32 Uhr konnte es also losgehen. Sebastian konnte sich sehr schnell an die Spitze des virtuellen Feldes setzten. Wie bei den Ultracycling-Events üblich starten die Fahrerinnen und Fahrer alleine und es herrscht auch striktes Windschattenverbot während des gesamten Rennens. Somit besteht nur die Möglichkeit sich auf diesem Wege mit den anderen Startern zu vergleichen.

Durch das mittlerweile sehr erfahrene und eingespielte Team ging eigentlich alles seinen Weg. Die größte Herausforderung war zunächst die große Hitze, welche Sebastian sehr zu schaffen machte. Ziel war es den Fahrer mit allen möglichen Mitteln zu kühlen, um die Körperkerntemperatur nicht zu weit steigen zu lassen. In den Nächten erübrigte sich dieses Problem selbstredend. So war beispielsweise bei der nächtlichen Überquerung des Großglockners in Anbetracht der Höhe von 2504 Meter über dem Meeresspiegel eher die herbstliche Radbekleidung gefordert als ein dünner Sommereinteiler. Das Team rund um Sebastian ist natürlich auf all diese Eventualitäten – und auch die nicht eintretenden Situationen – bestens vorbereitet.

Wie bei solchen Events üblich, wäre „ein wenig Hitze“ aber ein viel zu ruhiger Verlauf und so kam es auch dieses Mal. Durch starke Regenfälle in Vorarlberg und Tirol gab es am Arlbergpass einen Murenabgang, welcher die Straße unpassierbar machte – aufgrund der diesjährigen Sommersperre des Arlberg-Straßentunnels nicht nur für die Ultra-Radfahrer ein großes Problem. So musste das Rennen für Sebastian neutralisiert werden, der gesperrte Pass wurde im Pacecar umfahren und nach dem Wiedereinstieg in Bludenz ging es auf zwei Rädern weiter. Um für einen fairen Ausgleich gegenüber den anderen Fahrern zu sorgen, wurde Sebastian mit einer Zeitstrafe von 30 min belegt aufgrund der unverschuldet nicht absolvierten Strecke. Die vor ihm gestarteten Fahrer konnten noch rechtzeitig über die ursprünglich geplante Strecke fahren.

Aufgrund dieser Zeitstrafe und der veränderten Rennsituation lag Sebastian somit ab Bludenz „nur noch“ auf Platz zwei nachdem er vorher das Feld angeführt hatte. Nachdem auch das Wetter noch nicht wieder gut aufgelegt war und viel Regen bereithielt, sollten auch die letzten 500 km alles andere als einfach werden. Durch das dann jedoch weiterhin sehr hohe Tempo konnte Sebastian ab Innsbruck die Führung wieder zurückerobern und kam so mit einem Vorsprung von circa 30 Minuten (bei über 96 h Fahrzeit!) in St. Georgen an und konnte den größten Erfolg seiner Ultra Cycling Karriere bejubeln! Glückwunsch sowohl an ihn als Akteur auf dem Rad als auch an das große Team im Hintergrund! Der Sieg ist gleichbedeutend mit der Qualifikation für das Race Across America. Auch wenn viele Rahmenbedingungen passen müssen für einen Start beim größten Event der Ultracycling-Szene darf man auf die kommenden Saisons gespannt sein…